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Wofür ein Bürgermeisteramt gedacht ist

Dass der Gesetzgeber keine formale Verwaltungsqualifikation für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister vorschreibt, ist bewusst so gestaltet: Das Amt soll unterschiedlichen Lebensläufen offenstehen. Deswegen ist es ein Wahlamt. Immer öfter wird die Position des „Rathauschefs“ jedoch als höchste örtliche Beförderungsstelle für Verwaltungsbeamte gesehen, obwohl sie dafür nie gedacht war.

Unabhängig von jeder Person glaube ich, dass Bürgermeister nicht zuvor in anderer leitender Position im Rathaus derselben Gemeinde gearbeitet haben sollten. Generell bringt es selten frischen Wind und neue Ideen, wenn lediglich intern ein Umzug vom einen Büro in ein anderes stattfindet.

Nur, wer von außen kommt, kann wirklich unvoreingenommen an eine solche Aufgabe herangehen. Nur, wer ohne Schuldigkeiten aus der Vergangenheit mit allen „bei Null“ anfängt und auf Augenhöhe begegnet, kann beste Bedingungen für einen gemeinsamen neuen Aufbruch schaffen. Am besten geht das, wenn man gar nicht selbst aus dem Ort stammt, aber dennoch persönliche Bezüge dorthin hat.

Es handelt sich um ein demokratisch legitimiertes Führungs- und Vertrauensamt. Ausgeführt werden sollte es von einer unabhängigen Persönlichkeit, die als Bindeglied zwischen Bürgerschaft, Verwaltung und Gemeinderat agiert. Ein „Haus“ zu führen, bedeutet nicht, jeden noch so kleinen Vorgang des Alltagsgeschäftes zu kennen oder gar selbst zu bewerkstelligen. Viel mehr geht es darum, Ziele zu definieren, Prioritäten zu setzen, Entscheidungen transparent und nachvollziehbar zu erklären sowie den Zusammenhalt zu festigen.

Die fachliche Umsetzung leisten spezifisch qualifizierte Mitarbeitende der Verwaltung. Sie bearbeiten Rechts- und Sachfragen, planen und berechnen technische Bedarfe, erlassen Bescheide, leisten Bürgerservice und vieles andere mehr. Wenn ein „Sachwalter“ am Schreibtisch oder eine Fachperson auf bestimmtem Gebiet benötigt wird, dann kann diese vom Arbeitsmarkt eingestellt werden – dafür braucht man keine Wahl.

Direkt von der Bürgerschaft gewählt wird eine Person, die politische Verantwortung übernimmt, verständlich kommuniziert, Konflikte moderiert und Abläufe sowie Entscheidungsprozesse hin zu tragfähigen Mehrheiten organisiert. Verwaltungserfahrung bzw. Verwaltungsfachwissen kann dabei hilfreich sein, ist aber nicht entscheidend.

Es wäre im Interesse einer lebhaften Demokratie sicherlich wünschenswert, wenn gerade in kleineren Gemeinden des ländlichen Raumes dieses Verständnis vom eigentlichen Sinn und Zweck eines Bürgermeisters im besten Wortsinne – als dem "Ersten Diener" der Gesamtheit der Ortsgemeinschaft – wieder mehr ins Bewusstsein gelangen würde. Das gilt noch mehr unter den heutigen Gegebenheiten, dass mitunter seitens der höheren Politik leider immer häufiger versucht wird, etwas anderes einzureden und abschreckende Hürden aufzubauen.